Steht eine Rotation von Qualitätsaktien in wertorientierte Aktien bevor?

Steht eine Rotation von Qualitätsaktien in wertorientierte Aktien bevor?

In den vergangenen Jahren haben Aktien aus defensiven Branchen, wie beispielsweise Nahrungsmittel oder Haushaltsgüter, eine hervorragende Wertentwicklung erzielt und Unternehmen aus eher zyklischen Branchen weit hinter sich gelassen. Nun mehren sich die Anzeichen dafür, dass diese Entwicklung an ihr Ende gekommen sein könnte. Einige Fondsmanager legen ihren Investitionsschwerpunkt entsprechend wieder stärker auf zyklische Werte.

Historisch hohe Bewertungsdiskrepanz

Im Zeitraum 2010 bis Mitte 2016 haben europäische Aktien aus Branchen wie Nahrungsmittel oder Haushaltsgüter den Aktienindex Stoxx Europe 600 in der Wertentwicklung um bis zu 100 % übertroffen. Dies ist umso erstaunlicher, als eine an sich freundliche Konjunktur in Europa gegeben war, in der sich normalerweise zyklische Aktien besser entwickeln. Ein wesentlicher Grund für dieses Phänomen waren die fallenden Zinsen. So ist beispielsweise die Rendite von zehnjährigen deutschen Bundesanleihen seit Anfang 2010 von über 3 % auf zwischenzeitlich unter 0 % gefallen. Viele Anleger haben daher alternativ in stabile, defensive Aktien investiert, denen anleiheähnliche Eigenschaften zugeschrieben und deren Dividenden als eine Art Zinsersatz angesehen werden. Dies hat zu historischen Höchstständen in der Bewertungsdiskrepanz zwischen defensiven und zyklischen Aktien geführt. So ist, um ein Beispiel zu nennen, der Nahrungsmittelsektor mittlerweile knapp dreimal so hoch bewertet wie die Aktien des Automobilsektors.

Anzeichen für Trendumkehr

Bei der Fondsgesellschaft MainFirst geht man inzwischen davon aus, dass dieser Trend der deutlichen Outperformance von defensiven Aktien gebrochen ist. Einige der großen defensiven Unternehmen wie z. B. Nestlé oder Novo Nordisk hätten zuletzt mit ihren Quartalsberichten enttäuscht. Geringere Wachstumsaussichten wirkten sich negativ auf das Bewertungsmultiple aus, und da dieses ohnehin schon deutlich über den historischen Durchschnittswerten liege, sei das Rückschlagpotenzial im Kurs umso größer. Darüber hinaus ist man bei MainFirst der Auffassung, dass die Zinsen nicht weiter fallen werden. Der starke Anstieg der Rohstoffpreise hat nach längerer Zeit erstmals wieder zu einer ansteigenden Inflationsrate geführt. Daher dürften die Zinsen keine weiteren Tiefstände erreichen, wodurch der wichtigste „Katalysator“ für stabile Aktien fehle.

Zudem gebe es seit Jahresanfang sehr solide Unternehmensberichte bei zyklischen Unternehmen. So konnten beispielsweise die Unternehmen des Automobilsektors im Durchschnitt ihre Gewinne im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöhen. Seit dem überraschenden Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union („Brexit“) war ein starker Aufholeffekt zyklischer Unternehmen zu beobachten. Und speziell im Oktober verzeichneten die Fondsmanager von MainFirst eine große Rotation von (teuren) Qualitätsaktien hin zu wertorientierten Titeln. Diese sei primär durch die steigende Inflationserwartung induziert. So erwarteten die Marktteilnehmer, dass die amerikanische Notenbank die Zinsen nach der US-Präsidentschaftswahl stufenweise anheben werde. Das wesentliche Argument hierfür – Vollbeschäftigung und stabile Preise – sieht MainFirst durch die positiven US-Wirtschafts- und Konjunkturdaten bekräftigt. Der Aktienfonds MainFirst Top European Ideas (WKN A0MVL0) konnte von diesen Entwicklungen profitieren. Im Oktober hat er um 3,5 % besser abgeschnitten als sein Vergleichsindex Stoxx Europe 600 und konnte damit einen großen Teil seiner unterdurchschnittlichen Entwicklung seit Beginn des Jahres wieder aufholen. Auf sechs Monate und auch über ein, drei und fünf Jahre gesehen liegt er mit seiner Wertentwicklung bereits vor dem Index.

Auch Martin Skanberg, Manager des Schroder ISF EURO Equity Fonds (WKN 989322), sieht Anzeichen für eine Trendumkehr von defensiven Qualitäts- hin zu Value-Aktien und nimmt aktuell entsprechende Umschichtungen in seinem Fonds vor. Qualitätsaktien seien sehr hoch gelaufen und sehr teuer. Diese hohen Erwartungen können diese Aktien nach seiner Auffassung aber nicht erfüllen. Noch immer seien dies zwar durchaus „sichere Investments“ und „solide Unternehmen“, sie fungierten aktuell aber als „Anleihenersatz“ und seien entsprechend hoch gepreist.

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